Fünf Top-Trends im Recruiting von Fach und Führungskräften

Der Wettbewerb um Nachwuchs, Talente und Experten ist in den meisten Branchen und Berufsfeldern groß, ja fast riesig. Denn gute Mitarbeiter*innen und Führungskräfte sind Gold wert – für den Erfolg des Unternehmens und der Firma, das Team, die Abteilung, die Qualität der Produkte, Services und Leistungen und in vielen Fällen auch für die Kundenbindung. Viele Unternehmen und Dienstleister können aktuell nicht das volle Kundenvolumen ausschöpfen, da ihnen die entsprechenden Fach- und Führungskräfte schlicht fehlen. Dies hat auch zur Folge, dass wir aktuell in nahezu allen Branchen einen sogenannten „Arbeitnehmermarkt“ vorfinden, in dem sich Arbeitgeber*innen bei ihren potentiellen Arbeitnehmer*innen „bewerben“. Umso mehr kommt dem „Recruiting“ eine immer größere Bedeutung zu. In meinem Beitrag habe ich vor diesem Hintergrund die aus meiner Sicht aktuellen fünf Top-Trends im Recruiting zusammengestellt.

  • Top Trend Nummer 1 ist die Attraktivität als Arbeitgeber durch Employer Branding
    Attraktivität liegt immer im Auge des Betrachters, heißt also, dass Unternehmen ihre Zielgruppe auf dem Arbeitsmarkt genau kennen und verstehen sollten, damit sie für die passenden Talente auch wirklich attraktiv sind. Wichtige Aspekte für Bewerbende sind derzeit aus meiner Sicht neben einer attraktiven Vergütung und Incentives, das Thema Work-Life-Balance, die Möglichkeit zu hybriden Arbeitsmodellen, persönliche Förderungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten, ein sogenannter „Purpose“ also die eigene Wirksamkeit im Job, eine gute Führung und ein innovatives, verantwortliches Unternehmensumfeld. 

Mit Hilfe von Personalmarketingkampagnen gilt es dann zu zeigen, was die potentiellen Arbeitgeber auszeichnet und sich mit einem authentischen Auftritt am Bewerbermarkt als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Da der aktive Bewerbermarkt mit qualifizierten Bewerber*innen zumeist leer und ausgeschöpft ist, wird es immer wichtiger, über diese Kampagnen die „passiven“ Kandidat*innen zu erreichen und anzusprechen. 

  • Top Trend Nummer 2 ist das Bestreben nach einer positiven „Candidate Experience“!
    Bei der Rekrutierung, zählt heute durch den Arbeitnehmermarkt jedes Erlebnis, das Jobinteressierte mit potentiellen Arbeitgeber*innen machen! Ob es die schnelle Auffindbarkeit der Jobangebote, die Übersichtlichkeit der Karrierewebsite, die unkomplizierte Bewerbung, die Kommunikation mit den Bewerbenden und der Auswahlprozess sind: damit sich Interessenten nicht am Ende für einen anderen Arbeitgeber entscheiden, ist ein rundum positives Erlebnis heute ein wichtiger Erfolgsfaktor!
    Die Erfahrungen der Bewerber*innen sollten deshalb im gesamten Verlauf des Bewerbungs- und Einstellungsprozesses persönlich, wertschätzend, schnell, unkompliziert, transparent und nachvollziehbar sein. Eine klare Kommunikation mit den Bewerbenden schafft Verlässlichkeit und vermittelt dadurch Wertschätzung. Auch ein persönliches Feedback an die Bewerbenden, aus dem sie etwas lernen und mitnehmen, ist ein entscheidender Faktor für eine positive „Candidate Experience“. Selbst wenn am Ende des Bewerbungsverfahrens keine Einstellung erfolgt, sollten Kandidat*innen einen positiven Eindruck vom Unternehmen mitgenommen haben. 
  • Top Trend Nummer 3 ist die sogenannte „Candidate Journey“
    Für eine positive „Candidate Experience“ kommt der „Candidate Journey“, also dem Ablauf des Bewerbungs- und Auswahlprozesses eine immense Bedeutung zu. Der Trend geht hier ganz klar zu einem sog. „Remote Recruiting“. Interviews vor Ort, viele Auswahlstufen, Probearbeiten, lange Abstände zwischen dem Eingang der Bewerbung und der Einladung zum Interview, all das sind Dinge, die man getrost in den „guten alten Zeiten“ tun konnte. Heute zählt vor allem Schnelligkeit, Schnelligkeit und Schnelligkeit. Außerdem ist es wichtig zu prüfen, ob bisherige Auswahlprozesse tatsächlich noch zeitgemäß und in der bestehenden Form weiterhin nötig sind. Meine Empfehlung ist, Auswahlverfahren vor dem Hintergrund einer positiven „Candidate Journey“ auf die jeweiligen Zielpositionen anzupassen, heißt konkret je komplexer und spezifischer eine ausgeschriebene Position ist, um so größer ist die Akzeptanz bei Bewerbenden spezifische und mehrstufige Auswahlverfahren zu durchlaufen, je standardisierter und generischer Positionen sind, um so schlanker sollten auch die Auswahlprozesse gestaltet sein. 
  • Top Trend Nummer 4 ist mit steigender Bedeutung das Thema „Diversity, Equality & Inclusion“
    Vielfalt in Unternehmen leistet einen entscheidenden Beitrag zu einer positiven Unternehmenskultur. Unterschiedliche Erfahrungen, Hintergründe und Perspektiven führen zu mehr Kreativität und Innovation. Die gezielte Förderung von Diversity, Equality und Inclusion ermöglicht auch den Zugang zu einem breiteren Talentpool, so dass Talente mit unterschiedlichen Qualifikationen, Fähigkeiten gewonnen werden können. Eine offene und inklusive Unternehmenskultur signalisiert, dass Werte wie Gleichberechtigung geschätzt und gefördert werden. Diese Bemühungen und Aktivitäten wie z.B. die Förderung von Vielfalt, die Förderung von Frauen in Führungspositionen, Integrationsprogramme für Quereinsteiger, Geflüchtete oder das Engagement in der LGBTQIA+ Bewegung wird für Bewerbende zu einem äußerst wichtigen Faktor bei der Karriereentscheidung. Salopp gesagt, DEI kann die Attraktivität eines Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt erheblich steigern. 
  • Top Trend Nummer 5 ist ganz klar die Digitalisierung im Recruiting
    Da Schnelligkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor im Wettlauf um die passenden Talente und Kandidat*innen ist, rückt der (interne) Rekrutierungsprozess stark in den Fokus. Sei es durch die Möglichkeiten des Social-Media-Recruitings, beim Online Bewerbungsportal, dem Bewerbermanagementsystem, Online-Terminvereinbarungsmöglichkeiten, digitale Interviewprozesse, bis hin zum Pipelinemanagement: die Digitalisierung der Prozesse ist nicht mehr wegzudenken, auch gerade vor dem Hintergrund der Anforderungen der DSGVO. Eins haben alle Technologien dabei zum Ziel: Den Rekrutierungsprozess effizienter, transparenter und benutzerfreundlicher zu gestalten. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Rahmen des Recruitings nimmt immer weiter zu. Das Gefühl, über KI-Tools ausgewählt zu werden hinterlässt bei vielen Bewerbenden aber meist ein gemischtes Gefühl. Chat-Bots für standardisierte Fragen und Online-Skills-Test werden dagegen gut angenommen. Von daher gilt es, die passenden Tools für die jeweilige Situation und Anforderung auszuwählen.

Die beschriebenen Top-Trends unterstreichen noch einmal ganz deutlich: Recruiting ist heute DIE Schlüsselfunktion im Wettbewerb. Damit Talente gewonnen werden können, sollte jede Firma neben der Unternehmensmarke auch sich selbst als Arbeitgeber „herausputzen“, die sogenannte Arbeitgebermarke aufbauen bzw. stärken. Welche aktuellen Herausforderungen im Recruiting haben Sie derzeit? Sehe Sie weitere Trends im Recruiting? Ich freue mich auf Ihre Erfahrungen und Ihre Meinung zu meinen genannten Top Trends.

Zur Autorin

Judith Roth übernahm nach langjährigen Führungsrollen in Mittelstand und Konzern und intensiver Erfahrung im Talentmanagement und mit Nachwuchsprogrammen das elterliche Unternehmen – die „Human Resources GmbH – Beratung – Training – Coaching – Marketing – Kommunikation“ als geschäftsführende Gesellschafterin.

Ein Bild, das Menschliches Gesicht, Kleidung, Person, Lächeln enthält.Automatisch generierte Beschreibung

E-Mail: j.roth@human-resources-gmbh.com
Tel: +49 (0) 160 8728880
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/judith-roth-b005475/

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